EOTRH - Equine odontoclastic tooth resorption and hypercementosis

 

Das ist KEINE Modekrankheit! Sie hat ihren Namen zwar erst Anfang des 21. Jahrhunderts von der TiHo Hannover bekommen (soweit ich weiß). Aber diese Krankheit gab es schon immer! Sie ist mit ihren Symptomen exakt beschrieben in einem veterinärmedizinischen Lehrbuch aus dem 17. Jahrhundert!

 

Symptome:

  • Das "kraftvolle, herzhafte" Abbeissen von Möhren, Brot, harten Äpfeln, Roter Bete etc. ist offensichtlich schmerzhaft, schwierig oder gar unmöglich
  • massive Zahnsteinbildung
  • Das Zahnfleisch ist auffällig verändert, z. B. durch Eiterbläschen, rote Punkte, heftigen Rückgang
  • Das Zahnfleisch (sofern noch sichtbar) ist wulstig dick (geschwollen) und deutlich rot = entzündet
  • Kaltes Wasser wird ungern getrunken (da die Kälte an den Zähnen schmerzt)
  • blumenkohl-förmige Wucherungen (der Reservekrone und der Zahnwurzel) dringen durch das Zahnfleisch
  • Die Zahn-"Wurzeln" zeichnen sich deutlich unter dem Zahnfleisch ab
  • Mundgestank ("Geruch" reicht da oft schon nicht mehr als Beschreibung)
  • Fressunlust (da die Schneidezähne bei jeder Kaubewegung Kontakt haben und dann schmerzen)
  • offen stehende Lippen, da durch das wulstige Zahnfleisch bzw. die stark verdickten Zahnhälse und Zahnwurzeln die Lippen nicht mehr aufeinander kommen
  • durch die Veränderungen in den Zahnwurzeln verändern sich Lage und Position der Schneidezähne, sie werden "krumm und schief"
  • "plötzlich" abgebrochene Schneidezähne
  • allgemeine Verschlechterung nicht nur des Gesamtzustandes des Pferdes/Ponys, sondern auch seines Gemütes und seiner Stimmung: Die meisten Pferde blühen auf, wenn sie von eiternden, schmerzenden, wuchernden, entzündeten Zähnen befreit wurden!
  • es ist "viel zu viel" Zahn sichtbar
  • beim Drücken auf bestimmte Bereiche des Zahnfleisches mit der Fingerkuppe quillt Eiter aus dem Zahnfleisch
  • ein Pferd "stopft" Essen zwischen Lippen und Zähne/Zahnfleisch zu regelrechten Futterklumpen

 

Beschreibung:

Diese Erkrankung der Schneidezähne und manchmal auch der Hengstzähne (ganz selten, aber nicht unbekannt, auch der Backenzähne) scheint derzeit immer häufiger aufzutreten, die jüngsten Fälle betreffen Pferde im Alter von gerade einmal 10 Jahren. Die Ursache für den körpereigenen "Umbau" der Schneidezähne (zunächst Zerstörung/Auflösung der Zahnwurzel, dann/dabei evtl. massive Anlagerung von Zahnzement, besonders im Bereich der Wurzeln) ist bisher noch unbekannt. Das Zahnfleisch bildet sich zurück und/oder schwillt dick an, die Zahnsubstanz reduziert sich. Die Zähne werden rauer, so dass sich Zahnstein leichter festsetzen kann. Ein Paradies für Bakterien entsteht.

Durch Röntgen kann der Grad der Zahnveränderungen festgestellt werden. In den meisten Fällen müssen die (Schneide-)Zähne entfernt werden, da die Krankheit große Schmerzen verursacht.

In frühem Stadium der Erkrankung KANN eine Zufütterung von z. B. Vitatim C zusammen mit einem deutlichen Kürzen der Schneidezähne die Krankheit eventuell BREMSEN. Ein AUSKURIEREN bei Erhalt der Schneidezähne ist meines Wissens nach BISHER DURCH KEINE MASSNAHMEN DAUERHAFT zu erreichen.

Unschön oder nicht: Lieber ein Pferd ohne Schneidezähne als ein Pferd, das durch EOTRH unerträgliche Schmerzen erleiden muss!

 

Ausprägungen:

EOTRH gibt es, nach aktuellen Erkenntnissen, in zwei Ausprägungen.

a) In einer chronischen Ausprägung, die weniger akute Entzündungen zeigt als vielmehr Auftreibungen (Verdickungen) der Zahnwurzeln, die nicht notwendigerweise schmerzhaft sein müssen. Sie kommt eher bei älteren Tieren vor. Allerdings zerstören diese Auftreibungen den umliegenden Kieferknochen und auch benachbarte, evtl. noch nicht betroffene Zähne. Somit ist auch hier über kurz oder lang die Zahnextraktion meist notwendig.

b) In einer akuten Ausprägung, die von mehr oder weniger starker Entzündung des Zahnfleisches begleitet wird. (Offene) Eiterkanäle, schwammiges Zahnfleisch, starke Zahnsteinbildung und offensichtliche starke Schmerzen prägen das Bild, unter dem die betroffenen Pferde meist sehr deutlich leiden, schlecht fressen, deutlich abbauen und insgesamt "schlechter dran" sind. Diese Ausprägung findet man leider sogar schon bei unter 10jährigen Pferden/Ponys.

 

Ursachen:

Bisher unbekannt, Forschungen laufen.
Laut meinen letzten Informationen KÖNNTE das Spurenelement Selen (mit) verantwortlich sein für diese Erkrankung. Selen braucht jeder Organismus in sehr geringen Mengen. Manchmal (hier könnten viele Faktoren verantwortlich sein) wird es u. a. im Zahnfleisch eingelagert. Daher die Überlegung, ob es für EOTRH verantwortlich sein könnte. Da ein Pferd überflüssiges Selen nur mittels Vitamin C aus dem Körper ausspülen kann, empfehle ich die Zufütterung von Vitamin C, sobald ich den Verdacht äußere, dass ein Pferd an EOTRH erkrankt sein könnte.

 

Zusammenhänge:

Es wird berichtet, dass EOTRH häufig zusammen mit Cushing auftritt, aber auch die Kombination mit EMS und/oder Hufrehe bzw. ein gleichzeitiges Auftreten mehrerer dieser Krankheiten gleichzeitig ist nicht unwahrscheinlich. (Wiederum laut meinen letzten Informationen, die veraltet sein könnten:) Auch diese Krankheiten KÖNNTEN von Selen (mit) verursacht werden.

 

Was tun?

Beim kleinsten Verdacht sollte ein Spezialist zu Rate gezogen werden, der sich mit der Krankheit auskennt. Röntgenbilder schaffen hier Gewissheit. Und wer wäre nicht froh, mittels Röntgenbildern sicher zu sein, dass sein Pferd aktuell NICHT von dieser Krankheit betroffen ist?!

 

Behandlung:

Bisher gibt es keine Möglichkeit, die Krankheit zu heilen. Meist kommt der Pferdebesitzer nicht darum herum, seinem Pferd alle betroffenen (Schneide-)Zähne ziehen zu lassen.

 

 

Empfehlung:

GANZ WICHTIG: Falls Ihr Pferd unter (noch unbehandelter) EOTRH leidet, sollten Sie dafür sorgen, dass es ausreichend Wasser trinken kann, ohne (mit den Lippen und somit mit den Schneidezähnen) Wassertränken aktivieren zu müssen! Bieten Sie Ihrem Pferd Wasser in Bottichen/Eimern an, damit es nicht zu wenig trinkt, weil das Aktivieren des "Wasserhahns" Schmerzen verursacht!

Ob Koliken, Verletzungen, (Griffelbein-)Brüche oder halt EOTRH: Mit einer OP-Versicherung sind Sie vor den schlimmsten Kosten gesichert. Es bleibt immer ein Restrisiko (Fahrtkosten, auch vom Tierarzt), Nachsorge etc.), aber wenn von "sehr teuer" 80 % durch die Versicherung übernommen werden, kann Ihr Pferd leben, ohne Sie in den Ruin treiben zu müssen.

 

 

 

 

 

 

Vergleiche zu anderen Tierarten?!

Von einer Kundin wurde ich auf eine vergleichbare Krankheit bei Katzen aufmerksam gemacht: FORL. Auch hier sind Ursachen und Auslöser (bisher) noch nicht bekannt. (Quelle: Wikipedia), ebensowenig gibt es Medikamente oder Behandlungsmöglichkeiten außerhalb der Zahnextraktion. Ganz aktuell wurde mir erzählt, dass auch Hunde an einer derartigen Veränderung an den Zähnen leiden können.